Cyanotypie – Digital

Cyanotypie ist eine der ältesten Methoden, Bilder auf Trägermaterialien zu fixieren. Die Technik zur Herstellung einer Cyanotypie auf dem analogen Wege wird übrigens sehr gut auf der Seite www.cyanotypie.net dargestellt. Kurz gesagt kommt die Blaufärbung durch die dabei eingesetzten Chemikalien zustande. Die Art der Bilder faszinierte mich und die Frage quälte mich, wie ich auf digitalem Wege ein ähnliches Ergebnis bekomme, da meine analogen Erfahrungen gleich 0 sind.

Das Blau

Die typische Blaufärbung ist ja noch recht einfach mit einer Farbebene in Photoshop und co. erzielbar.  In Lightroom gibt es gar eine vorgefertige Entwicklungseinstellung.

Problematischer wird es dann aber mit der ebenfalls typischen Pinselstrich-Anmutung. Die kommt von der gängigen Vorgehensweise, die photoreaktive Lösung mit einem Pinsel auf das Trägermaterial zu applizieren. Je nach Beschaffenheit des Pinsels und des Trägermaterials wird die Streichrichtung unterschiedlich stark sichtbar. In den folgenden Beispielen habe ich die Pinselstriche recht deutlich zu Tage treten lassen. Warum, verrate ich später.

Der Pinselstrich

Nach einigen Recherchen war mir klar, dass es auf elektronischem Wege derzeit noch keine Möglichkeit gibt, einen adäquaten, analogen Pinselstrich auf elektronischen Wege zu erzeugen. Also mussten des kleinen Neffens Wasserfarben herhalten. Mit einem breiten Pinsel habe ich dann einige Blatt Papier mit schwarzer Wasserfarbe bearbeitet. Die Papierwahl fiel dabei auf das naheliegenste. Einfaches Druckerpapier hat aber sehr gute Saugeigenschaften welche ein verlaufen der Farbe weitgehend verhindert und die Streifen erhält. Damit es in der Mitte trotzdem eine homogene Fläche ergab, bot sich die alte Maler-Technik des kreuzförmigen Farbauftrags an. Trotzdem sieht man noch deutlich die einzelnen Streifen. Mit anderem Papier wird die Anmutung sicherlich von den hier gezeigten Hintergründen abweichen.

Nach dem trocknen der Blätter wurden sie mit einem einfachen Flachbettscanner eingescannt. Sie sehen, dass ich immer die Ränder der Seiten unbearbeitet gelassen habe. Denn je nach Motiv möchte ich die Spitzen der Pinselstriche auch im fertigen Bild noch sehen können. Die gescannten Vorlagen sind zum Glück groß genug, um auch einen Beschnitt am Rand zuzulassen. Wenn man sich also die Mühe macht, wie im analogen Original zwangsläufig, jedes Bild mit einem anderen Hintergrund zu versehen wird jedes Bild zu einem Unikat.

Photoshop und co.

Der vorletzte Schritt war das öffnen des gescannten Hintergrundes und des Motiv-Bildes als Ebenen in Photoshop. Die Motiv-Ebene wurde dann, falls noch nicht vorher passiert, in Graustufen umgewandelt. Zum Schluss wird eine Farb-Ebene darüber gelegt mit den RGB-Werten 6/110/255. Der Modus wird auf „Overlay“ bzw. „Ineinanderkopieren“ eingestellt.  Die Deckkraft der Motiv- und der Farbebene habe ich nach gutdünken eingestellt. Voila.

Und wie Sie an den Beispielen sehen können müssen es auch nicht immer die typischen Blumenstilleben sein.

Die Analogisten und/oder Puristen werden evtl. die Nase rümpfen, aber ich denke, als Annäherung ist das Ergebnis nicht schlecht.

Viel Spass beim nachmachen.

Ralf